Der ewige Kreis des Lebens
Liebes Tagebuch,
Heute sitze ich hier, Mitte dreißig, und kann es einfach nicht begreifen: Wie werden aus uns Kindern Erwachsene? Was passiert auf diesem Weg, dass wir alles vergessen, was wir uns einst so fest vorgenommen haben? Damals, als wir noch dachten, wir könnten die Welt verändern, schien es so einfach. Wir wollten anders sein. Viel mehr noch, wir wollten alles anders machen. Und jetzt? Es wiederholt sich einfach alles, als wären wir gefangen in einem unentrinnbaren Kreislauf.
Nehmen wir meine alte Freundin Lisa. Ihre Mutter verließ die Familie wegen eines Arbeitskollegen. Wir schworen uns damals, wir würden niemals so egoistisch und selbstzerstörerisch sein. Heute, nach acht Jahren Ehe und zwei Kindern, hat sich Lisa von ihrem Mann getrennt. Warum? Um mit ihrem Chef noch einmal von vorne zu beginnen. Déjà-vu, irgendjemand?
Dann ist da Tom, mein Freund aus der Schule. Sein Vater klärte Konflikte lieber mit den Fäusten als mit Worten. Tom und ich, wir haben uns geschworen, nie so zu werden. Heute wurde ihm das Sorgerecht für seine kleine Tochter entzogen, weil er sie betrunken ins Auto setzte. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, oder wie war das?
Und nicht zu vergessen Stefan, der Rebell aus unserer Klasse. Er, der sich niemals anpassen wollte, keine Autorität akzeptierte und das System verachtete. Heute trägt er einen der teuersten Anzüge, arbeitet in einem Glaspalast und spricht von „Synergien“ und „Effizienzsteigerung“. Der kleine Revoluzzer ist zum Systemanbeter mutiert. Man könnte fast lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Was wäre, wenn wir nie erwachsen geworden wären? Würden wir dann immer noch in Baumhäusern sitzen, Abenteuer erleben und von einer besseren Welt träumen? Würden wir dann immer noch glauben, dass wir alles anders machen können? Oder würden wir irgendwann auch begreifen, dass sich die Dinge eben nicht so leicht ändern lassen?
Vielleicht ist das Erwachsensein wie ein unaufhaltsames Hamsterrad. Wir laufen und laufen, denken, wir kommen voran, aber in Wahrheit drehen wir uns nur im Kreis. Und während wir uns drehen, vergessen wir, wer wir einst sein wollten. Wir werden zu dem, was wir verachten, weil es einfacher ist, den bekannten Weg zu gehen, anstatt wirklich etwas anders zu machen.
Es ist, als würde der Erwachsene, den wir so vehement abgelehnt haben, still und heimlich in uns wachsen, bis er schließlich die Oberhand gewinnt. Wir geben unsere Träume auf, tauschen sie gegen Sicherheit und Bequemlichkeit ein und merken nicht, dass wir genau das werden, was wir nie sein wollten.
Vielleicht sollten wir öfter innehalten, uns fragen, was aus unseren Idealen geworden ist und warum wir sie so leichtfertig aufgegeben haben. Vielleicht sollten wir ab und zu wieder das Kind in uns wecken, das daran glaubt, dass die Welt sich verändern lässt – und dass wir die Kraft haben, sie zu verändern.
Denn am Ende des Tages ist es vielleicht genau das, was uns fehlt: Der Glaube daran, dass es möglich ist. Der Mut, anders zu sein. Die Kraft, wirklich etwas anders zu machen. Und die Erinnerung daran, wer wir einst sein wollten.
Vielleicht ist es Zeit, das Hamsterrad zu verlassen und unsere alten Träume wiederzufinden. Bis morgen, liebes Tagebuch.
Mere de Belle
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