Eintrag 55: Das kann man doch so nicht machen!

Das kann man doch so nicht machen!

Liebes Tagebuch,

heute möchte ich über einen Spruch schreiben, der mir in letzter Zeit immer öfter begegnet: „Das kann man doch so nicht machen!“ Man könnte meinen, es sei der universelle Reflex auf alles Ungewöhnliche oder Unerwartete. Ob es nun darum geht, wie jemand sein Brot schmiert oder wie ein Projekt angegangen wird, dieser Satz scheint immer präsent zu sein – wie eine Klette an deiner Lieblingsjeans.

Stell dir vor, du hast eine innovative Idee oder einen neuen Ansatz für etwas, das schon immer auf eine bestimmte Weise gemacht wurde. Du bist begeistert, motiviert und bereit, loszulegen. Doch dann kommt jemand, der dir sagt: „Das kann man doch so nicht machen!“ Sofort fühlst du dich wie ein prall gefüllter Ballon, dem die Luft ausgeht – pffffft, und weg ist der Schwung.

Ich frage mich oft, warum Menschen so schnell mit diesem Satz zur Hand sind. Liegt es daran, dass sie Angst vor Veränderung haben? Oder ist es einfach bequemer, an alten Mustern festzuhalten? Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem. Veränderung ist schwer, das weiß ich, aber Fortschritt ist nur möglich, wenn wir bereit sind, neue Wege zu gehen – auch wenn wir dabei ein paar Mal stolpern und hinfallen wie ein frisch geschlüpftes Giraffenbaby.

Nehmen wir mal an, die großen Erfinder und Denker der Geschichte hätten sich von diesem Satz aufhalten lassen. Was wäre aus der Welt geworden, wenn jemand zu den Gebrüdern Wright gesagt hätte: „Fliegen? Das kann man doch so nicht machen!“ oder zu Alexander Graham Bell: „Ein Telefon? Das kann man doch so nicht machen!“ Die Geschichte wäre wohl sehr anders verlaufen, und wir würden immer noch Brieftauben hinterherjagen, statt E-Mails zu schreiben. So, als würde man versuchen, einen Marathon in High Heels zu laufen – sicherlich unterhaltsam, aber kaum effizient.

Natürlich gibt es Situationen, in denen dieser Satz berechtigt ist. Wenn jemand versucht, ein Auto zu fahren, ohne den Führerschein zu machen, dann ist der Einwand völlig gerechtfertigt. Aber in den meisten Fällen scheint dieser Satz mehr dazu zu dienen, Kreativität und Fortschritt zu ersticken, als wirklich zu helfen. Es ist, als würde man eine Pflanze jeden Tag mit „Du wirst eh nie blühen“ anschnauzen und sich dann wundern, warum sie eingeht.

Vielleicht sollten wir uns selbst öfter daran erinnern, dass viele der großartigsten Ideen und Durchbrüche entstanden sind, weil jemand den Mut hatte, etwas anders zu machen, entgegen der Stimmen, die sagten: „Das kann man doch so nicht machen!“ Denken wir an all die verrückten Visionäre, die uns den Weg bereitet haben. Wo wären wir ohne ihre Unnachgiebigkeit? Wahrscheinlich noch in Höhlen, Feuer reibend und uns fragend, warum der Blitz uns nicht mehr besucht.

Vielleicht sollten wir diesen Satz eher als Herausforderung sehen, als eine Aufforderung, es dennoch zu versuchen und zu beweisen, dass man es sehr wohl so machen kann. Denn wer weiß, welche wunderbaren Dinge daraus entstehen könnten? Vielleicht ist der nächste große Durchbruch genau das, was uns jemand ausreden wollte.

Liebes Tagebuch, ich nehme mir vor, diesen Satz weniger ernst zu nehmen und mich von ihm nicht einschüchtern zu lassen. Stattdessen werde ich ihn als Ansporn sehen, kreativ und mutig zu sein, und vielleicht finde ich so den ein oder anderen neuen Weg, den noch niemand gegangen ist. Schließlich sind es oft die Verrückten, die die Welt verändern – und nicht die, die auf Nummer sichergehen.

Deine mutige Grenzgängerin des Alltäglichen,

Mere de Belle
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