Eintrag 51: Stop feeling Something

Stop feeling Something

Liebes Tagebuch,
 
heute erlebte ich im Skatepark eine kleine Rebellion in Form eines Graffitis, das die Halfpipe zum Gesprächsthema machte. „Stop feeling something“ stand dort in großen, aufsässigen Buchstaben. Diese kantige Botschaft stach mir sofort ins Auge.
 
Was will uns der Künstler damit sagen? Sollten wir wirklich aufhören, etwas zu fühlen? Ist es eine Aufforderung, unsere Emotionen abzuschalten und uns wie Roboter durch das Leben zu bewegen? Oder ist es vielleicht ein ironischer Kommentar auf die ständige Überflutung unserer Gefühle in der heutigen Zeit?
Vielleicht ist es eine Erinnerung daran, dass wir manchmal von unseren Emotionen überwältigt werden und dass es wichtig ist, sich eine Auszeit zu nehmen. In einer Welt, in der wir ständig dazu ermutigt werden, authentisch und emotional zu sein, kann es befreiend sein, für einen Moment innezuhalten und einfach nichts zu fühlen. Es ist wie eine mentale Pause, ein tiefes Durchatmen, bevor wir uns wieder dem ständigen Strom unserer Gedanken und Gefühle stellen.
 
Auf der anderen Seite frage ich mich, ob dieser Satz auch eine Warnung sein könnte. Eine Warnung davor, dass wir in unserer hektischen Welt Gefahr laufen, uns zu sehr von unseren Gefühlen abzuschotten. Dass wir uns, aus Angst vor Schmerz oder Enttäuschung, emotional isolieren und somit die tiefen Verbindungen verpassen, die das Leben so reich und erfüllend machen.
 
Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ich versucht habe, meine Gefühle zu unterdrücken. Momente des Kummers oder der Wut, in denen ich dachte, es wäre einfacher, nichts zu fühlen. Doch letztendlich führte das nur dazu, dass ich mich taub und verloren fühlte. Es ist ein schmaler Grat zwischen dem Schutz vor emotionalem Schmerz und der völligen Verleugnung unserer menschlichen Natur.
 
Vielleicht fordert uns das Graffiti auch einfach nur heraus, über unsere Emotionen nachzudenken und sie zu hinterfragen. Es ist eine Einladung, uns bewusst mit unseren Gefühlen auseinanderzusetzen und sie nicht einfach als gegeben hinzunehmen. Wie oft fühlen wir etwas, ohne wirklich zu verstehen, warum? Wie oft lassen wir uns von unseren Emotionen leiten, ohne zu hinterfragen, ob sie uns tatsächlich dienen?
 
In diesem Sinne sehe ich die Botschaft „Stop feeling something“ nicht als Aufforderung zur emotionalen Abstumpfung, sondern als Einladung zur Reflexion. Eine Einladung, unsere Gefühle zu erkunden, zu verstehen und bewusst zu erleben, anstatt uns von ihnen überwältigen zu lassen.
 
Während ich weiterhin über diese Worte nachdenke, nehme ich mir vor, achtsamer mit meinen Gefühlen umzugehen. Sie bewusst zu erleben, aber auch die Freiheit zu haben, sie loszulassen, wenn sie mich nicht weiterbringen. Denn letztendlich sind unsere Emotionen das, was uns menschlich macht, und sie zu fühlen ist ein Privileg, das wir nicht als selbstverständlich betrachten sollten.
 
Möge dieser Eintrag uns daran erinnern, dass unsere Emotionen wie Farben auf einem Gemälde sind, die das Bild unseres Lebens ausmachen. Lassen wir sie lebendig sein und uns mit ihrer Vielfalt bereichern.
 
Mit einem bunten Pinselstrich,
 
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